Am Montag nach den Herbstferien stand für die beiden Basiskurse Deutsch der Kursstufe 1 eine Doppelstunde der besonderen Art auf dem Plan. Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler in den letzten Wochen intensiv mit Kurzprosatexten auseinandergesetzt haben, besuchte nun Autor Reinhard Großmann das Hellenstein-Gymnasium, um aus einem seiner neuesten Texte, der Erzählung" Ich durfte nie den Hamlet spielen", zu lesen. Der in Breslau geborene, in Aalen aufgewachsene und heute in Norddeutschland lebende Großmann erklärte sich auf Initiative von Herrn Kartaly hin als ehemaliger Gymnasiallehrer gerne bereit seine Texte vor Schülern und Schülerinnen zu lesen, zumal er schon zweimal davor am HG zu Gast war.
Der intensive Text, der die fiktive Biografie eines jüdischen Schauspielers während und nach der NS-Zeit erzählt, sprach die Schüler an und bewegte sie, zumal die Geschichte angelehnt ist an das Schicksal einer realen Person aus Großmanns eigener Familie.
Im Anschluss an die Lesung gab es Gelegenheit Fragen zu stellen. Reinhard Großmann gab dabei u.a. Einblicke in den Schaffensprozess und die Recherche zu seinen Texten. Auch biografische Bezüge erklärte er sehr sensibel. In diesem Zusammenhang betonte der Autor auch, wie wichtig es sei, Fragen an die ältere Generation zu stellen, um etwas über die eigene Herkunft zu erfahren und Zusammenhänge der eigenen Familiengeschichte zu verstehen. Besonders gefiel den Schülerinnen und Schülern die feine Art, den Text zu lesen und so Sinn entstehen zu lassen. Es kam auch die kritische Frage auf, woher der heutzutage wieder aufflammende Antisemitismus komme, trotz der schrecklichen Geschehnisse im Dritten Reich und der Absurdität der Rassenlehre der Nazis. Angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland, wo Ausgrenzung, Anfeindung und politische Hetze immer stärker in den Fokus rücken, waren Großmanns Lesung und die anschließende Diskussion ein deutlicher Appell: "Wehret den Anfängen!"
Nicole Iskounen